Kirche im Sozialismus

In Zeiten der DDR und des Sozialismus wurde die Kirche in Ihrer Entfaltungsmöglichkeit stark in die Enge geführt, war aber trotzdem noch die einzige Institution, die nicht gleichgestellt war. Schon kurz nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik musste die Kirche eine stetig schrumpfende Mitgliederanzahl verzeichnen. Die Ursache dafür lag darin, das Gläubige, die ihren Glauben ausführen wollen, oder jede, die einfach „nur“ Mitglied einer Kirche waren, in vielerlei Hinsicht benachteiligt wurden, beispielsweise bezüglich ihres beruflichen Aufstiegs. Auch musste bei Kirchenzugehörigkeit mit einem Eintrag in der sogenannten Akte der Staatssicherheit gerechnet werden.

Grundsätzlich waren Kirche und Staat getrennt, und die Kirche durfte Ihre Kirchensteuer erheben und regelmäßig Gottesdienste abhalten, aber dennoch war die Religionsfreiheit sehr stark eingeengt. Trotz der Verfassung der DDR von 1949 und der diesbezüglichen Änderung von 1969, bei dem das Recht auf eine Glaubens- und Gewissensfreiheit garantiert werden sollte, unterließ das Regime keine Versuche den Einfluss der Kirche zu mindern und diese auf den caritativen Bereich einzuschränken. In den 70er und 80er Jahren dann hielt sich der Staat zurück, um Unterstützung für die Friedenspropaganda von den Kirchen zu erhalten. Die evangelische Kirche, bekannt als „Kirche des Sozialismus“, suchte ebenfalls die Aussöhnung mit dem Staat. Dann, im Jahre 1978, suchte Erich Honecker das Gespräch mit dem Vorstand der evangelischen Kirchen der DDR. Die Kirchen in der DDR waren die einzigen großen Organisationen und hatten in diesem Sinne deshalb auch eine gewisse Selbstentscheidungsfreiheit beibehalten können. Sie verfügten nicht nur über großen Land- und Gebäudebesitz, sondern waren auch in Besitz von Schulen und Krankenhäusern. Auch in Personal- und Organisationsentscheidungen waren sie unabhängig.

Ohne die christlichen Einrichtungen, wie sie in der DDR bestanden, wäre der Umbruch, der im Jahre 1989 vonstattenging, nie möglich oder gar denkbar gewesen, denn explizit die Kirchen sahen den Sozialismus seit jeher als existenzbedrohend an. Nach jenem Umbruch und dem Fall der Mauer haben sich die Vorstände der Kirchen dann schnell auch damit auseinandergesetzt, um über das Verhältnis zwischen Kirche und Sozialismus zu debattieren.