In den siebziger Jahren gingen ebenso eine Reihe undogmatische und antiautoritäre Gruppen wie auch einige K-Gruppen aus der außerparlamentarischen Opposition hervor. Eine der einflussreichsten Organisationen war das sozialistische Büro Offenbach. Sie vertraten den Neo-Sozialismus und grenzten diesen deutlich gegen den Realsozialismus und die Sozialdemokratie ab.
Größtenteils blieben diese Gruppen außerhalb bestehender Parteien engagiert und hatten in der Regel nur wenig Rückhalt bei den Gewerkschaften und der Arbeiterschaft, gewannen jedoch durch neue Parteien im Laufe der Zeit durchaus Einfluss. Die Studentenbewegung der 60er Jahre erreichte mit diesem Einfluss letztlich eine Liberalisierung der Gesellschaft und eine vollkommen neue Einstellung der Gesellschaft zum Sozialismus, die bis dahin gedanklich vom Kalten Krieg geprägt war und mit den diktatorischen Zuständen in den osteuropäischen Staaten identifiziert wurde.
Heute finden wissenschaftlich fundierte Debatten über den Neo-Sozialismus als Alternative zu bestehenden Gesellschaftsformen nahezu gar nicht mehr statt. Nur noch wenige Sozialwissenschaftler sind angesichts des heutigen Kapitalismus und seinen teilweise nicht sonderlich positiven Auswirkungen auf die Weltwirtschaft der Meinung, man müsse aus diesen Erfahrungen lernen und über das sozialistische Projekt neu nachdenken. Demgegenüber sind durchaus verschiedene Gruppen und Organisationen damit beschäftigt, die Idee neu zu interpretieren und in die gesellschaftlichen Diskussionen einzubringen. So wird beispielsweise in der Rosa-Luxemburg-Stifung, die zum Umfeld der Partei “Die Linke” gehört, die Zukunftsfähigkeit des Sozialismus diskutiert. Dabei erfolgt eine kritische Bestandsaufnahme
über Erfahrungen der Vor- und Nachteile bisheriger sozialistischer Gesellschaftsformen.
Verschiedene politische Soziologen versuchen sich ebenfalls explizit an Neuinterpretationen und theoretisieren über Möglichkeiten und Konzepte des Sozialismus im 21. Jahrhundert. Dabei
wird versucht, basisdemokratische Elemente in die marxistischen Theorien und Thesen einfließen zu lassen. Daraus soll dann eine Gesellschaftsform entstehen, die zwar keine marktwirtschaftlichen Elemente besitzt, jedoch demokratisch von der Arbeiterschaft geregelt
wird. Praxisnahe Versuche dieser neuen sozialistischen Ideen findet man derzeit in den südamerikanischen Staaten Bolivien und Venezuela. Beide Staaten können derzeit die
Vorbehalte gegen diesen “Bolivarismus” nicht widerlegen, überragende Erfolge bleiben aus.