Sozialismus einfach erklärt

Im 19. Jahrhundert entstanden insgesamt drei politisch bedeutsame Ideologien: Der Liberalismus, der Konservatismus und der Sozialismus. Wirklich exakt definiert wurde der Begriff “Sozialismus” nie. Er umfasst die gesamte Bandbreite von Anarchismus und Parlamentarismus bis hin zur Demokratie, mit dem demokratischen Sozialismus der heutigen Sozialdemokraten. In der Geschichte gab es immer wieder Abspaltungen zu demokratischen, revolutionären oder autoritären Systemen. Der Nationalsozialismus war dabei die fürchterlichste Variante.

Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit sind die wichtigsten Säulen der Sozialisten, die eine enge Wechselbeziehung zwischen Theorie und Praxis legen, um beides in einer sozial gerechten Wirtschaftsordnung aufgehen zu lassen. In der Regel, von der Sozialdemokratie abgesehen, wird die Auffassung vertreten, dass die Macht des Kapitals der Grund allen Übels ist und es der Menschheit besser ginge, sobald der Kapitalismus abgeschafft ist. Kritiker halten dem entgegen, dass eine Wirtschaftsordnung, die nicht auf den Regeln des Marktes beruht, zwangsläufig ineffizient ist und obendrein keine Rücksicht auf menschliche Grundrechte nehme. Darüber hinaus verletze sie das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit.

Daher ist auch heute noch umstritten, was Sozialismus eigentlich ist. Es existiert keine wissenschaftlich anerkannte zuverlässige und gültige Definition dieses Begriffs, der die verschiedenen Varianten und Erscheinungen des Sozialismus abeckt. Seit seinem Erscheinen vor ungefähr 130 Jahren wird der Begriff regelmäßig neu und gleichermaßen undeutlich definiert. Daher wurden ihm immer wieder Adjektive beigefügt, wie beispielsweise proletarisch, demokratisch, utopisch und viele andere. Auch Bezeichnungen wie Reformsozialismus oder Agrarsozialismus sind letztlich durch mangelnde Definition entstanden.

Der größte gemeinsame Nenner könnte lauten: Der Sozialismus bedeckt ein umfangreiches Spektrum ökonomischer Theorien in Verbindung mit sozialer Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, dass alle Menschen Anspruch auf Befriedigung elementarster Bedürfnisse und gleicher Anteile an den geschaffenen Werten haben. Es ist ein Gegenmodell zur Lehre des Kapitalismus und möchte die bestehenden Verhältnisse mit dem Ziel einer sozialen Gerechtigkeit und Gleichheit verändern. Um dies zu erreichen, soll eine nach den sozialistischen Prinzipien denkende und handelnde politische Gesellschaftsordnung angestrebt werden.